Die Gundelrebe (Juni)
Liebe Pflanzenfreunde, der Frühling verwöhnte uns mit erstem Blattgrün, dem Duft und der Farbenpracht der Baumblüte und einem Füllhorn an kraftvollen Heilpflanzen zum Entgiften und Entschlacken.
Mit dem Juni, dem Monat der Sommersonnenwende beginnt die Ernte der Sommerheilkräuter. Es sind Kräuter die die innere Sonne entfachen. Darunter gehören die Pflanzen der Mittsommernacht: Johanniskraut, Holunderblüte, Königskerze, Calendula, Kamille, Eisenkraut, Bärlapp, Schafgarbe und Gundelrebe. Es sind häufig kraftvolle Wundheilpflanzen, Pflanzen die die Psyche erhellen und das Herz besänftigen. Zu ihnen gehören auch Pflanzen, die die Gabe besitzen, Schwermetalle und Umweltgifte auszuleiten. Nicht selten finden wir sie, wie den Nelkenwurz, die Wegwarte, den Löwenzahn und die Gundelrebe in unmittelbarer Nähe zu uns Menschen. Gerade Gundelrebe, Nelkenwurz und Löwenzahn scheinen sich in den letzten Jahren stark zu vermehren. Als wüssten sie, dass die zivilisationsgeplagte Menschheit ihrer dringend bedarf.
Heute möchte ich euch die Gundelrebe, diese große alte Heilpflanze vorstellen.
Dieser „bewegungsfreudige“ Lippenblütler bildet kriechende Ausläufer und kann sich so über 1 Meter durch die Wiese schlängen. Obwohl die Pflanze selbst eher klein ist und bei guten Bedingungen höchstens bis zu 20 cm hoch werden kann. Sie liebt feuchte, schattige Böden, wächst gern an Brunnenrändern, Beeteinfassungen, unter Bäumen, an feuchten Waldrändern, unter Hecken, an Zäunen und Mauern. Ab Anfang Mai bis Ende Juni erfreut sie uns mit ihren zarten lilablauen bis lilaroten Blüten. Die kleinen, dunkelgrün glänzenden Blätter der Gundelrebe sind gegenständig gestielt, herz bis nierenförmig. Reibt man die Blätter zwischen den Fingern, nimmt man schon ihren unverkennbar moosigen, leicht nach Minze duftenden Geruch wahr.
Die ganze Pflanze besitzt wertvolle ätherische Öle. Wer ihren leicht scharfen, herben und frischen Geschmack mag, dem kann sie eine wertvolle Begleiterin durch das ganze Jahr sein. Verwendet wird die ganze oberirdische Pflanze. Um die Pflanze für den Tee zu trocknen, empfehle ich sie noch vor der Blüte zu sammeln.
Schon im zeitigen Frühjahr gehört sie zu den ersten schmackhaften Frühlingskräutern. Mit ihrer entfachenden Wärme vertreibt sie Winterschlacken aus Körper und Psyche. Schon die Kelten und Germanen schätzten die Gundelrebe als ein bedeutungsvolles Heilkraut. Viele Rituale um das Walpurgisfest und um die Sommersonnenwende sind eng mit der Gundelrebe verbunden. Junge Mädchen trugen Kränze aus Gundelrebe im Haar oder um die Hüften. Die Gundelrebe sollte ihnen die Tür zur „Anderswelt“, dem Reich der Naturwesen und Ahnen öffnen. Es ist das Kraut der überschäumenden Lebensfreude und der exstatischen Feste. Man sagte ihm auch nach, dass es die Hexen sichtbar machen würde und den „bösen“ Blick bannte.
Es ist das Liebeskräutlein, das „Zickenkräutlein“, das „Donnerkraut“ und das Bierkraut unserer Vorfahren. Das erste Bier in den frühmittelalterlichen Klöstern wurde aus Schafgarbe, Brennnessel und Gundelrebe gebraut. Alle Kräuter, die nicht nur eine große Heilkraft besitzen, sondern auch allesamt Liebeskräuter sind. Da sie auch im Bier der Mönche ihre stimulierende Wirkung erzeugten, wurden sie kurzer Hand aus den Klostergärten verbannt.
Erst sehr viel später, als das Reinheitsgebot Anfang des 16. Jahrhunderts und der Hopfen seinen Siegeszug antraten, kamen diese großen Heilpflanzen wieder zurück in die Klostergärten.
Ich kenne die Gundelrebe auch unter dem Namen „Glückskräutlein“. Es wird ihr nachgesagt, dass sie ähnlich wie Schokolade, Nudeln oder Bananen die Produktion der Glückshormone fördert… Nun, jeder mag mit der Gundelrebe seine eigenen Experimente machen. Da ich diese kleine, große Pflanze in mein Herz geschlossen habe, kann ich nur bestätigen, dass sie mich nicht nur über die Jahre geheilt hat, sondern sie mir auch ein Lächeln in das Gesicht zaubert. Der Name „Zickenkräutlein“ leitet sich aus deren Verwendung als Nahrung für die Ziegen ab, die den ölig, würzigen Geschmack der Gundelrebe lieben.
Die Gundelrebe wurde auch ehrfurchtsvoll „Gundermann“ genannt. Denn „Gund(er)“ oder „Gund(el)“ kommt aus dem Altdeutschen und bedeutet sinngemäß „eiter(ausziehend)“. „Mann“ ist sinngemäß mit „Herr“ gleichzusetzen. Dieser Name weist darauf hin, dass diese großartige Heilpflanze eine alte Wundheilpflanze ist, die verwendet wurde, um schlecht heilende, eitrige Wunden zu schließen. Hildegard von Bingen weist in ihren Schriften auch auf die geschwürheilende Wirkung der Gundelrebe hin, genauso wie auf die stimmungsaufhellenden und die Lebenskraft fördernden Eigenschaften. Die Gundelrebe hat viele kostbare Inhaltsstoffe, so z.B. Gerb- und Bitterstoffe, ätherische Öle, Saponine, organische Säuren, Vitamin C und Kalium und Eisen. Auf Grund ihrer Saponine, Bitterstoffe und ätherischen Öle wirkt die Gundelrebe auch bei chronisch verschleimten Lungen, Bronchitis und hartnäckigen Husten schleimlösend. Aber auch bei Ohrenschmerzen und Ohrgeräuschen, die ihre Ursache in einer Schleimansammlung im Mittelohr haben, wirkt die Gundelrebe entschleimend und schmerzlindernd. Die Bitterstoffe der Gundelrebe unterstützen die Verdauung und regen den Stoffwechsel an (vor allem die Leber- und die Nierentätigkeit). Der hohe Eisengehalt wirkt blutbildend und fördert die Vitalität.
Und noch eine wundervolle Eigenschaft hat die Gundelrebe. Sie schwemmt Schwermetalle und Umweltgifte aus, vor allem Blei, aber auch Quecksilber.
Früher tranken Maler, Büchsenmacher und Drucker Gundelrebentee, um Blei und andere Schwermetalle auszuleiten.
Ich selber bin von Hause aus bildende Künstlerin und habe mir durch den jahrelangen Gebrauch von Ölfarben und das Einatmen von Lösungsmitteln eine ernsthafte, viele Jahre unerkannte Schwermetallvergiftung zugezogen. Die Gundelrebe, Vogelmiere, Löwenzahn und Wegwarte waren mir auf den Weg der Heilung liebevolle Begleiter. Da alle vier Pflanzen kraftvolle Leberelixiere sind, wirken sie auch bei sogenannten Leberdepressionen stimmungsaufhellend und lichtbringend. Gerade die Ausleitung von Schwermetallen und anderen Umweltgiften ist jedoch ein sehr komplexes Thema. Sie sollten in diesen Fall immer einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker aufsuchen, der sie mit seinen Erfahrungen begleiten kann.
Jedoch zur Vorbeugung kann eine kurmäßige Anwendung von Tee aus Gundelrebe, Löwenzahnwurzel, Nelkenwurz, Wegwarte oder Mariendistel gute Dienste leisten.
Auch ein Salat aus Gundelrebe-, Löwenzahn- und jungen Kohldistelblättern, Stiefmütterchen, Schlüsselblume, Bärlauch und z.B. Liebstöckel, kann die Ausleitung von Schwermetallen unterstützen.
Wer das Glück hat, einen Garten mit Wildkräutern zu besitzen, kann jeden Tag eine kleine Handvoll von den oben genannten Kräutern naschen. Das hält gesund und bringt sehr viel Kraft und Freude in den Tag.
Zurück zur Weblog-Übersicht