Das Gänseblümchen (April)
Liebe Pflanzenfreunde,
wenn man über eine Wiese läuft und dabei mit den Füßen auf mehr als sieben Gänseblümchen tritt, dann ist der Frühling wirklich da! So sagte es zumindest meine Großmutter.
Die Vorstellung von einer sattgrünen Wiese, übersäht mit hunderten Gänseblümchen, die wie kleine freundliche Sterne aus dem Grün leuchten, ist sicher nicht nur für mich der Inbegriff für Leichtigkeit, unbeschwert im Gras liegen, den blauen Himmel über sich, für Wärme, Sonne und Geborgenheit. Ich gebe zu, es sind Klischeebilder, doch das Gänseblümchen kann uns genau dieses Gefühl von Geborgenheit, Leichtigkeit und Unbeschwertheit schenken. Vielleicht ist sie deshalb unsere „Kinderblume“. Denn zumindest die Frauen haben sicher als Mädchen Gänseblümchen zu einem Strauß gepflückt, Kränze gebunden, Blütensuppen gekocht oder sie für allerlei Liebesorakel verwendet. Wir erinnern uns: „Er liebt mich, er liebt mich nicht…“
In der Blumensprache ist der kleine Korbblütler ein Symbol für Bescheidenheit, Reinheit und Sanftmut.
Den Alten war das Blümchen heilig, Schiller besang es und König Ludwig der IX. nahm es in sein Wappen auf. Es trägt den poetischen Namen „Tränen der Freya“, was auch auf die schönheitspflegende und frauenheilkundliche Wirkung dieser schönen Blume hinweist.
Das Gänseblümchen, so bescheiden es daherkommt, hat eine ganz besonders berührende Ausstrahlung auf uns. Es verwundert mich nicht, das es von den alten Kräuterärzten als „Balsam für die Seele“, als „Seelentrösterin“ bezeichnet wurde. Zu allen wunderbaren Heilwirkungen auf unseren Körper, zaubert uns das Gänseblümchen wieder die Sonne in das Herz. Es ist schon erstaunlich, so sanft und licht das Erscheinungsbild des Gänseblümchens ist, genauso viel Kraft strahlt es aus. Es ist eine Kraft, die nicht mit Kampf oder Widerstand gleichzusetzen ist. Sie resultiert eher aus einem tiefen Vertrauen in das Lebendige, eingefügt in eine ewige, friedliche Ordnung, die sich auch im äußeren Erscheinungsbild als Ordnung, als Sanftmut und als lichtvolles Sein offenbart.
Aus diesem Grund hat z. B. eine Krebsselbsthilfegruppe das Gänseblümchen als Titel für ihr sehr berührendes Erfahrungsbuch gewählt. Eine Autorin sagte mir: „Wie oft wir auch auf das Gänseblümchen treten, es richtet sich wieder auf. Auch bei Schnee und Frost blüht es noch. Es verliert nie die Hoffnung, es ist selber Hoffnung.“
Das Gänseblümchen in Wuchs und Form zu beschreiben, erübrigt sich, da wir es alle kennen.
Diese Sonnenpflanze, deren kleine Körbchenblüte eigentlich aus hunderten Einzelblüten besteht, ist eine Wetterpflanze. Sie richtet sich nach der Sonne aus und öffnet bei schönem Wetter ihre Blüten, ist Regen nahe, schließt sie ihre Blüte. So gab es früher eine Wetterregel, war am späten Morgen die Blüte des Gänseblümchens noch geschlossen, hatte man mit einem trüben und nassen Tag zu rechnen.
Das Gänseblümchen blüht fast das ganze Jahr über. Ist der Winter mild, blüht das Gänseblümchen auch im Januar. Selbst Schnee und leichter Frost können ihm nichts anhaben.
Das Gänseblümchen ist vom „Kopf bis zum Fuß“ heilkräftig. Wir können Knospe, Blüte, Blätter und auch die Wurzel für die Hausapotheke und die Wildkräuterküche verwenden.
Sie hat wertvolle Inhaltsstoffe wie, Schleimstoffe, Bitterstoffe, Saponine (Pflanzenglykosid), Gerbstoffe, ätherische Öle, Flavonoide (Blütenfarbstoff), Inulin (Vielfachzucker) und viel Vitamin C.
Auf Grund dieser Inhaltsstoffe wirkt es wunderbar blutreinigend, schleimlösend, antibakteriell, harntreibend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Auf Grund der beinhalteten Saponine und Flavonoide wirkt das Gänseblümchen auch leicht blutverdünnend.
Früher wurde ein Sud aus Gänseblümchenblättern und Blüten gern für die Gesichtspflege verwendet, denn der Sud klärt das Hautbild. Auch bei kleineren Wunden und Entzündungen kam er zum Einsatz. Zur Behandlung von Wunden wurde zusätzlich aus den Blüten und Blättern ein Pflanzenbrei hergestellt und dieser dann aufgelegt.
Ein Tee von Gänseblümchenblüten wird bei Husten und Bronchitis getrunken. Er löst den Schleim und hilft beim abhusten. Ebenfalls wurde Tee bei schmerzhaften und unregelmäßigen Monatsblutungen verwendet.
In der Hausapotheke kennen wir Hustensirup aus Gänseblümchenblüten und der Wurzel. Sie werden oft mit Spitzwegerich, Malve und Huflattich gemischt.
Da das Gänseblümchen blutreinigend wirkt und auf Grund seiner Bitterstoffe gut für Leber und Galle ist, können wir unsere jährliche Frühjahrskur gut mit dem Genuss von frischen Gänseblümchen und mit Tee kombinieren.
Für das Abklingen von Altersflecken ist das Betupfen mit Frischsaft bekannt und das zusätzliche Trinken von Gänseblümchentee.
Frischsaft verwendete man auch pur, bei Magen- und Darmerkrankungen, bei Husten und Erkältungskrankheiten.
Das Gänseblümchen wirkt durchweg positiv auf unsere Psyche.
Gönnen Sie sich die Zeit und setzten Sie sich auf die Wiese inmitten der blühenden Gänseblümchen. Betrachten Sie deren schöne Blüten. Schwere Gedanken lösen sich auf und machen einem stillen Lächeln Platz. Wenn ich mich richtig erinnere, war es niemand anderes als der alte Geheimrat Goethe, der das stille Gänseblümchen die Magierin unter den Blumen nannte, die das Dunkle in das Lichtvolle wandelt.
Diesen Monat in "Rezepte aus der Wildkräuterküche":
Das Gänseblümchen bereichert unsere Wildkräuterküche. Die Blätter (innere Blätter der Blattrosette sind besonders schmackhaft) schmecken wunderbar nussig und leicht scharf. Die Blüten schmecken nussig und die Wurzeln sind nussig aber auch etwas zäh.
Blüten und Blätter können in den Wildkräutersalat gemischt werden, kommen fein gehackt auf das Butterbrot, in den Quark, bereichern Suppen und Soßen.
Bei der Verwendung der Blätter sollten Sie diese besonders gründlich spülen. Häufig verstecken sich Sand und Erde so gut, dass es dann doch zwischen den Zähnen knirscht.
Die Knospen des Gänseblümchens werden seit alters her als Kapernersatz verwendet. Man kann sie auch mit den Knospen der Kapuzinerkresse kombinieren.
Die Rezepte finden Sie hier:
Gänseblümchenkapern
Herzhafter Pfannkuchen mit Gänseblümchengrün und Vogelmiere
Spargelsuppe mit Gänseblümchenknospen und -grün
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