Der Huflattich (Februar)
Liebe Pflanzenfreunde,
im Augenblick ist es schon fast frühlingshaft. Die ersten Frühblüher stecken ihre grünen Spitzen mutig durch das Erdreich und die Vögel singen und zwitschern, als wäre der Winter schon vorbei…
Bis jetzt war es ein milder Winter und wir mussten auch im Januar nicht auf Wildgemüse verzichten. Vogelmiere, Labkraut, Gänseblümchen, Taubnessel und die ersten Brennnesselspitzen, sogar einige kleine Gierschpflanzen finden sich schon im Salat oder der Gemüsesuppe.
Aber das ist für den Monat Februar doch recht ungewöhnlich.
Eine wunderbare Wildpflanze, übrigens eine der ältesten überlieferten Heilpflanzen, trotzt ab Mitte Februar Eis und Schnee und streckt seine wundervoll nach Honig duftende, sonnengelbe Blüte in den Himmel. Es ist der Huflattich, der seinen Namen sicher durch die hufartig geformten Blätter erhalten hat.
Der Huflattich gehört zu den Korbblütern. Er liebt lehmige, tonige Böden und wächst sehr gern an Waldwegen, auf Böschungen, Bahndämmen, Straßenrändern und Steinbrüchen oder an Bachläufen. Die Pflanze wird ca. 10 - 20 cm hoch und bildet bis zu 2 m lange Wurzelausläufer.
Als eine der ersten Frühlingsboten blüht der Huflattich an günstigen Stellen schon ab Mitte Februar bis in den April hinein.
Anders als bei den meisten anderen Pflanzen wächst erst die gelbe Blüte des Huflattichs. Ist diese verblüht, bilden sich die hufförmigen grünen Laubblätter aus, die dann bis in den Frühherbst hinein wachsen und bis 30 cm breit werden können. Die Laubblätter haben einen weiß silbrigen Filz auf der Unterseite.
Die Blüte sieht ein wenig wie eine kleine Löwenzahnblüte aus und bildet wie sie beim Verblühen kleine Schirmsamen aus.
Die Huflattichblüte besitzt in der Mitte die männlichen Röhrenblüten, die von den weiblichen Zungenblüten „umstrahlt“ werden. Die Blüte sitzt auf einem langen, rötlich- günbräunlichen Stängel, der auffällig geschuppt ist. Angenehm zart nach Honig duftend, lockt sie die ersten Insekten, Käfer, Bienen und Schmetterlinge an.
Die Blüte duftet nicht nur nach Honig, sie schmeckt auch ganz ausgezeichnet, eben ein wenig nach Honig.
Für mich ist die sonnengelbe Blüte des Huflattichs der erste Frühlingsgenuss. Sie ist wirklich eine kleine Sonne, die in der noch dunklen Jahreszeit hoffnungsvoll von sonnigen Frühlingstagen kündet.
Mit ihrer Kraft vertreibt sie die „inneren Wintergeister“ und „Winterschlacken.“
Der Huflattich hat viel Licht und Energie.
Auf der Gemütsebene hilft er uns, alte überholte Strukturen zu überwinden, tief durchzuatmen, Neues zu wagen und sich vertrauensvoll in den Rhythmus des Lebens einzufügen.
Ein Tee aus Huflattichblüten ist nicht nur wunderbar, um den Stoffwechsel anzuregen, vor allem kann er zähen Schleim auflösen und Menschen bei Bronchitis, Atemproblemen und Verschleimungen der Atemwege helfen.
Der Huflattich ist eine unserer ältesten Hustenheilmittel. Selbst in der Antike waren Inhalationen mit dem Rauch von verräucherten Huflattichlaubblättern gebräuchlich, vor allem bei Atemwegserkrankungen. Auch das Rauchen von so genannten „Asthmazigaretten“ (getrockneten Huflattichblättern) war noch in den 1960er Jahren gebräuchlich.
Weit verbreitet ist Huflattichtee aus den Blüten und den noch wirksameren Blättern, Huflattichölauszüge, Tinkturen, Hustensirup, Frischsaft und Huflattichcreme.
Das Anwendungsgebiet des Huflattichs ist weit gefächert und beschränkt sich nicht nur auf Husten, Kehlkopfentzündungen, Heiserkeit, Bronchitis, Asthma und andere Atemwegserkrankungen. Huflattich hat sehr viele wertvolle Inhaltsstoffe, wie z. B.
Mineral- und Spurenelemente, Kupfer, Mangan, Zink, Eisen, Magnesium, Kalzium, Kalium und Schwefel. Huflattich hat einen sehr hohen Vitamin C Anteil.
Weiterhin finden sich im Huflattich ätherische Öle, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Gerbsäure, Schleimstoffe und auch Pflanzenstoffe wie Tannine und Saponine.
Huflattich wirkt somit auch entzündungshemmend, antibakteriell, blutstillend und schweißtreibend.
Auf Grund dieser wertvollen Inhaltsstoffe und Eigenschaften werden Huflattichprodukte auch für einen gesunden Stoffwechsel, bei Magen- Darmerkrankungen, gegen Zahnfleischbluten und auch zur Abheilung von Furunkeln, Hautirritationen und zur Unterstützung bei schlecht heilenden Wunden angewendet.
Auch Haarspülungen mit Huflattichblättersud sind seit altersher bei Kopfschuppen und juckender Kopfhaut bekannt. Manche Shampoos beinhalten Huflattichextrakt zur Regulierung fettiger Haare. Da Huflattichsud grünlich - braun färbt, sollte man bei blonden Haaren auf die Anwendung von Huflattichspülungen verzichten.
Sehr wohltuend ist auch ein Fuß- und Unterschenkelbad mit der Zugabe von Huflattich- und Spitzwegerichblättersud. Gerade müde und wunde Füße sowie Menschen, die häufig unter „schweren“ Beinen leiden, profitieren davon.
In jüngerer Zeit haben Wissenschaftler einen leberschädigenden und embryotoxischen Wirkstoff in der Pflanze gefunden, Pyrrolizidinalkoloid. Deshalb sollten Huflattichprodukte nicht in übertriebenem Maße und über einen langen Zeitraum zu sich genommen werden.
Wer sich unsicher ist, sollte seinen Arzt, Heilpraktiker oder Apotheker befragen.
In der Apotheke werden auch Huflattichprodukte angeboten, die kein Pyrroloizinalkoloid enthalten. Mittlerweile gibt es auch Züchtungen ohne Pyrroloizinalkoloid.
Die äußere Anwendung, z.B. Breiauflagen für die Wundheilung, Fußbäder, Einreibungen mit Frischsaft etc. wird als bedenkenlos bewertet.
Das „Naschen“ von Blüten und Blättern und deren mäßigen Gebrauch in der Wildkräuterküche stehen allerdings nichts im Wege.
Schwangere und Stillende sollten jedoch sicherheitshalber auf den Verzehr von Huflattichprodukten verzichten sowie auf deren äußere Anwendung.
Diesen Monat in "Rezepte aus der Wildkräuterküche":
In der Wildkräuterküche und in der Volksmedizin werden die Blüten und jungen Blätter des Huflattichs verwendet.
Sammelzeit:
Blüten: Februar bis April
Blätter: Ende April bis Juli
Geschmack:
Blüten: zart nach Honig
Blätter: frisch, leicht herb, etwas „gurkig“
Für die Zubereitung leckerer Huflattichgerichte verwende ich die frischen Blüten und die ganz jungen Blätter (die älteren Blätter sind schon recht ledrig).
Huflattichblüten esse ich gern frisch, brühe aus 4 - 5 Blüten pro Tasse einen sehr schmackhaften Tee oder ich verwende die Blüten sowie die fein gehackten grünen Laubblätter als Beigabe zu Salaten und Suppen. Frischkäse lässt sich gut mit fein gehacktem Huflattichgrün und den Blüten verfeinern.
Auch Omeletts und herzhafte Pfannkuchen lassen sich gut mit Huflattichgrün veredeln.
Da Huflattichblätter viele Mineralsalze enthalten, wurden sie noch zu „Großmutters Zeiten“
verascht und als Salzersatz z.B. für das Brotbacken verwendet.
Ein feines Gericht sind Bratkartoffeln mit in Olivenöl gebratenen Huflattichknospen und klein geschnitten Stängeln. Dazu kann ein Spiegelei gegessen werden und Wildkräuter - Tomatensalat. Schmeckt sehr gut.
Eine Köstlichkeit ist der Huflattichhonig.
Er ist nicht nur lecker. Er ist auch ein bewährtes Hustenmittel und hilfreich bei Verschleimungen der Atemwege.
Die Rezepte finden Sie hier:
Huflattichhonig
Huflattichsprossen mit Pellkartoffeln und Rührei und Wildkräutersalat
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