Die Mistel - ist lebendige Ordnung und fügt in lebendige Ordnung ein (Dezember)
Ernte: die Blätter und Zweige von Oktober bis Dezember oder März bis April
Verwendung für die Hausapotheke: Tee, Tinktur, Mistelpulver
Die Stille-Zeit des Dezembers überdecken wir gern mit lauter Geschäftigkeit, Geschenkekäufe für die Lieben und Anstandsgeschenke für diesen und jenen.
Termine häufen sich genauso wie die Überstunden auf der Arbeit. In den Schulen werden zu dieser Zeit die meisten Klassenarbeiten geschrieben…
Wir kennen das, „alle Jahre wieder…“
In bunten Prospekten von Reiseveranstaltern wird uns Lichterglanz, Glühwein und der Geruch nach frisch gebrannten Mandeln versprochen, und auf den Weihnachtsmärkten
hört man „Stille Nacht, heilige Nacht…“ ,auch alle Jahre wieder.
In all dieser Hektik versuchen wir, noch ein bisschen „Weihnachtsstimmung“ aufzubauen, dekorieren unsere Wohnungen und Häuser, backen Plätzchen oder kaufen Pfefferkuchen…
Nach dem Weihnachtsfest sagen wir uns auch „alle Jahre wieder“, nächstes Weihnachten machen wir es mal ganz anders…
Weihnachten… Weihe-Nacht. Die Geburt des Lichtes… Die Christen feiern dieses in Gestalt der Geburt von Jesus Christus. Doch das Fest ist sehr viel älter.
Unsere Vorfahren, die Kelten, kannten dieses Fest als Wintersonnenwendefest.
In der längsten und dunkelsten Nacht des Jahres gebiert die Erdgöttin das Sonnenkind, tief verborgen in der Dunkelheit der Erde. In dieser Nacht, in der das neue Leben noch gänzlich unbemerkt erwacht, geschehen Wunder, die der Mensch in seinem Herzen wahrnehmen kann.
Geschichten, Märchen und Legenden sind voll dieser Wunder, die der wache Mensch erblicken darf.
Tief verbunden mit der „Wiedergeburt des Lichtes“ sind einige Pflanzen die, dem Vegetationszyklus zum Trotz, gerade zu dieser Zeit wachsen und erblühen. Wie z.B. die wunderschöne Christrose, die man jetzt zur Advents- und Weihnachtszeit in den Tannenwäldern der Alpen oder aber auch in unseren Vorgärten erblühen sieht.
Wie die Christrose, die noch heller strahlt als der Schnee um sie herum, schenkt uns auch die Mistel in dieser dunklen Jahreszeit ihr Licht.
Doch anders als die Christrose, die sich aus dem Schnee erhebt, hat die Mistel ihre Heimstatt weder auf der Erde noch im Himmel. Genau zwischen Himmel und Erde wächst sie wie eine kleine Satellitenkugel hoch in den Bäumen unserer Wälder, vornehmlich auf Pappeln, Robinien, Tannen und auch auf Äpfelbäumen, seltener auf Eichen.
Und je nach dem, welcher Baum der Wirtsbaum der Mistel ist, ist auch die Ausstrahlung der Mistel auf ihm unterschiedlich.
Schon in meiner Kindheit hatte ich Ehrfurcht vor dieser seltsamen Pflanze, die hoch oben in den Ästen. scheinbar unberührt von unserem Treiben auf Erden gedeiht. Als kleines Mädchen stellte ich sie mir als eine Art „Satellitenkugel“ vor, die in stetiger Gleichmut das Licht des gesamten Sternenhimmels auf die Erde sendet. Sozusagen eine Lichtsternenkugel.
Später entdeckte ich für mich, dass die Mistel auf einem Apfelbaum einen anderen „Charakter“ hat, als die Mistel, die hoch oben in dem Geäst einer Pappel zu Hause ist oder als die auf einer freundlichen Robinie.
Als ich erwachsen wurde, vergaß ich die Mistel und sie spielte keine Rolle mehr in meinem Leben. Doch im letzten Dezember fiel sie mir buchstäblich vor die Füße. Denn eine große, alte Pappel wurde vor unserem Friedhof gefällt und einige riesige Mistelkugeln lagen am Boden. Ich sammelte sie auf und da gerade Adventszeit war, hing ich sie in das Wohnzimmer, in die Zimmer unserer Kinder, in das Schlafzimmer und in den Garten.
Ich war über die Wirkung verblüfft und begriff, warum die Mistel in einigen englischsprachigen Ländern die Pflanze der Harmonie und des lichtvollen Friedens ist, unter der sich die Menschen küssen und unter deren Obhut so mancher Streit ein versöhnliches Ende findet.
Das Erleben einer stillen, ordnenden Kraft, einer stetigen lichtvollen Präsenz, die frei von Gegensätzlichkeiten diese in eine tiefe Ordnung einfügt… Die Mistel berührte und berührt mich auch heute noch sehr. Wenn wir uns ihr freien Herzens zuwenden, können wir diese stille, tiefe Ordnung erfahren und uns so in diese Ordnung einfügen.
„Wiedergeburt des Lichts“ - Weihnacht - Weihenacht.
Die Mistel ist von vielen Legenden, mystischen Geschichten und Ritualen umgeben.
Sie war einer der wichtigsten Ritual- und Zauberpflanzen der Kelten und wurde von den Druiden unter Befolgung strenger Rituale im weißen Gewand und mit einer goldenen Sichel geschnitten. Auch durfte die Mistel nicht den Boden berühren. Sie wurde mit einem weißen Tuch aufgefangen und ihr zu Ehren opferte man zwei weiße Stiere. All das zeigt an, welche Verehrung die Mistel bei unseren Vorfahren genoss.
Für die Kelten stellte die Mistel mit ihren weißen, klebrigen Kugelfrüchten das Symbol für die Vereinigung des „kosmischen Stiers“, des Götterkönigs mit der großen weißen Göttin dar, der Erdmutter, der alten Holle, der Hüterin der Seelen (siehe auch Dr. Wolf- Dieter Storl, „Pflanzen der Kelten“).
So ist sie auch ein Symbol für Fruchtbarkeit, aber mehr noch für die Überwindung der Dunkelheit, des Chaos hin zum lichtvoll Neugeborenen.
In der Vereinigung des Männlichen und Weiblichen findet jener mystische Moment der Auflösung der Gegensätze statt, und wir erhaschen in dieser stillen Ekstase einen Blick auf das lichtvolle Sonnenkind, das aus dieser Vereinigung entsteht.
Wegen ihrer mystischen Ausstrahlung steht die Mistel seit Jahrhunderten im Ruf,
eine Hexen- und Zauberpflanze zu sein. Dem entsprechend rankt sich um sie nicht nur viel Mythologisches, sondern auch Brauchtum und Aberglaube.
Es gibt zahlreiche Überlieferungen für stärkende, fruchtbarmachende Tränke und fast jeder von uns kennt das magische Gebräu des gallischen Druiden Miraculix, welches auch Mistel beinhaltete und Asterix und Obelix zu manch Heldentaten verhalf.
Auch die englischen und amerikanischen Bräuche, eine Mistel zur Weihnachtszeit über die Türschwelle zu hängen, hat ihren Ursprung bei den Kelten. Unter der Mistel darf man sich küssen, egal ob man miteinander liiert ist oder nicht. Die Mistel bringt Segen und Fruchtbarkeit in das Haus und ist ein Gruß der weißen Göttin an uns Menschen. Unter der Mistel waren alle Konventionen aufgehoben, man betrat sozusagen für einen kurzen Augenblick die „Anderswelt“, die Welt der Naturgeister und die Welt der Götter und Ahnen.
Auch das germanische Julfest ist eng mit der Mistel verbunden.
Im Volksglauben hilft ein Mistelzweig gegen den „bösen Blick“, gegen Hexenspuk und Wetterunbilden und musste für so manches Liebesorakel und manchen Liebeszauber herhalten.
Doch jenseits von Brauchtum und Aberglaube ist die Mistel eine wahrhaft heilkräftige Pflanze.
Wissenschaftlich gehört die immergrüne Mistel zu den Sandelholzgewächsen und ist ein Halbschmarotzer.
Sie entzieht ihrem Wirtsbaum Nährstoffe und Wasser, aber betreibt ihre eigene Fotosynthese. Der natürlichen Vegetationszeit zum Trotz bildet sie im Februar zart duftende, kleine gelbliche Blüten aus.
Ihre weißen, klebrigen Beeren sind für uns Menschen giftig, werden jedoch von Vögeln (z.B. der Misteldrossel) gegessen.
Diese verbreiten so durch ihren Kot die Samen auf den Ästen der Wirtsbäume.
Denn der Samen dieser besonderen Pflanze kann nicht in der Erde gedeihen.
Wie die Pflanze selbst, ist er zwischen Himmel und Erde zu Hause und bildet sich nur auf den Ästen der Wirtsbäume aus.
Die Mistel wächst sehr langsam und ehe ihre Kugelform einen Durchmesser von ca. 1m erreicht, vergehen mindesten 60 Jahre.
Für Heilzwecke verwendet man die Blätter und Stängel der Pflanze.
Diese werden entweder von Oktober bis Dezember oder aber von März bis April geerntet.
(Da die Mistel unter Naturschutz steht, bitte nicht selber ernten. Mittlerweile gibt es sehr gute Mistelpräparate im Handel.)
Aus den sonst giftigen Beeren wurde früher eine Salbe auf Schweinefettbasis hergestellt, die bei Frostbeulen hilfreich war.
Die Mistel enthält zahlreiche Inhaltsstoffe. So z.B. Alkoloide, Bitterstoffe, Harz, Histamine, Schleimstoffe, Zink, Glykoside (Viscalbin) und langkettige Eiweiße (Viscotin).
Ihr Wirkspektrum ist weit gefächert.
Zu allererst denken wir bei der Mistel an ihre ordnende Wirkung.
Sie bringt Licht in das Chos und „entmistet“ im wahrsten Sinne des Wortes den Körper. Denn die Mistel ist ein bekanntes stoffwechselförderndes Mittel, das genauso bei chronischen Stoffwechselerkrankungen eingesetzt wird, wie auch zum Entschlacken und dem Abtransport von Umweltgiften aus den Körper.
Mistel hat einen positiven Einfluss auf die Funktion der Bauchspeicheldrüse, auf den gesamten Verdauungstrakt und wird auch bei Kopfschmerzen verwendet, die eine Ursache in einem gestörten Stoffwechsel haben.
Rudolf Steiner wies als erster auf die Wirksamkeit der Mistel bei Krebsleiden hin.
Auch Karl Lutschitsch verweist auf die ordnende Wirkung der Mistel auf unsere Zellen (siehe Karl Lutschitsch: „Sonnenhell - Seelizin, Licht als Überlebensmittel“)
Mittlerweile ist ein tumorhemmendes Protein in der Mistel entdeckt worden.
Hochdosierte Mistelinjektionen werden erfolgreich bei malignen Tumoren eingesetzt und zur Stärkung des Immunsystems bei Chemotherapien.
Die Mistel hat die Gabe, Überfunktionen wie auch Unterfunktionen wieder in das Gleichgewicht zu bringen. Sie unterstützt das gesamte Drüsensystem und harmonisiert den Hormonhaushalt. Deshalb wird die Mistel auch bei Menstruationsstörungen und zur Unterstützung in den Wechseljahren verwendet sowie bei unerfülltem Kinderwunsch.
Die Mistel ist als ein sehr wirkungsvolles Herz-Kreislaufmittel bekannt, das die Gabe besitzt, zu hohen Blutdruck genauso so zu normalisieren, wie zu niedrigen Blutdruck.
Auch nach Schlaganfällen und bei Arterienverkalkungen kennt man die heilende Wirkung der Mistel.
Außerdem kurbelt Misteltee oder -pulver das Immunsystem an und stärkt unsere Abwehrkräfte.
Mistelpräparate werden zur Therapie von Herzschwäche, Angstattacken und Herzrhythmusstörungen sowie bei chronischen Krampfzuständen eingesetzt.
Nach den leckeren Verführungen der Advents- und Weihnachtszeit hilft uns
eine Misteltee-Kur, angesammelte Stoffwechselschlacken auszuscheiden und fit in das neue Jahr zu starten. Da die Mistel in jeder Hinsicht ausgleichend wirkt, hilft sie uns auch, das rechte Maß zu finden. Denn „zu viel ist zu viel“, auch wenn es lauter gute Speisen sind, mit denen wir uns verwöhnen.
Wie wir sehen, steht die Mistel zu Recht im Ruf eine „Allheilerin“ (so nannten die Kelten ehrfurchtsvoll die Mistel) zu sein.
Doch wie jede Heilpflanze ist auch die Mistel nicht nur durch ihre mannigfaltigen Inhaltsstoffe zu erfassen.
Vielleicht finden Sie ja auf einen ihrer Winterspaziergänge einen Baum, in dessen Krone die Mistel ihre Heimstatt hat.
Nehmen Sie sich Zeit, diese lichtvolle, im wahrsten Sinne des Wortes wunder-volle Pflanze mit offenen Sinnen zu erleben. Sie wird ihre Wunder gern mit Ihnen teilen.
Liebe Freunde,
Ihnen und Euch allen wünsche ich eine stille, helle Weihnacht und ein wahrhaft glückliches neues Jahr. So glücklich und hell wie wir es uns nur selbst zu gestalten vermögen.
Ihre/ Eure Antara Raiy Frei
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