Die Eberesche - der Vogelbeerbaum (September)
Es ist September. Die langen Spinnweben an den Sträuchern und Gräsern künden vom Altweibersommer. Früh ist es schon empfindlich kühl und obwohl sich die Sonne immer wieder von ihrer besten Seite zeigt, riecht die Luft schon nach Herbst. Zeit der Ernte. Nicht nur unsere Kulturgehölze wie Apfel, Birne, Zwetschke…schmücken sich mit ihren Früchten. Auch unsere Wildobstbäume haben ihren Gabentisch reich gedeckt: Holunderbeeren leuchten, Kornellkirschen locken mit ihrer herben Süße, Sanddorn, Mahonie und Preiselbeeren reifen, die ersten Maronen liegen auf dem Waldboden, die Hagebutten warten mit Schlehe und Vogelbeere auf den ersten Frost…
Zeit, um Wintervorrat anzulegen. Gerade unsere Wildobstsorten sind reich an Vitamin C, stärken die Abwehrkräfte, bringen das gesamte Immunsystem in Schwung und speichern obendrein viel Sonnenlicht, das sie uns bereitwillig zur Verfügung stellen.
Aus Wildbeeren lassen sich köstliche und raffinierte Gerichte zaubern, vorausgesetzt,
man hat etwas Zeit.
Ein sehr gesundes und köstliches Wildobst schenkt uns die Eberesche oder der Vogelbeerbaum. Die Eberesche ist ein schlanker, feingliedriger Laubbaum. Er gehört zu den Rosengewächsen, zur Gattung der Mehlbeeren. Er wird ca. 5- 15 m hoch und kann 80 – 120 Jahre alt werden. Häufig wächst er mehrstämmig und sieht dann wie ein Busch aus. Die Eberesche ist ein sehr genügsamer Baum. Als Pionierbaum besiedelt er auch Brachland, ist in lichten Auewäldern, aber auch in Moor- und Nadelwäldern und an Waldgrenzen zu finden. Häufiger wachsen die kultivierten Sorten in Parkanlagen, Grünanlagen und Gärten.
Die Blätter des Vogelbeerbaums sind schmal, lanzettlich, am Rand fein gesägt und sehen graugrün aus. Im Mai trägt er wunderschöne, weiß bis cremfarbene Doldenblüten. Ab August reifen dann die Fruchtdolden heran. Sie bestehen aus vielen kleinen orange bis tiefroten Beeren, die fast wie winzig kleine Äpfel aussehen, die Vogelbeeren. Den Namen erhielten die Früchte der Eberesche, weil sie wohl die Lieblingsbeeren unsere Vögel sind. Aber auch andere Tiere wie z. B. Fuchs und Dachs lieben die Beeren. Außerdem sind die Blüten Nahrung für Insekten, Käfer und Schmetterlinge.
Die Eberesche ist ein recht Frost unempfindlicher Baum und seine Beeren leuchten noch bis weit in den Winter an seinen Ästen (falls die Vögel sie nicht schon aufgepickt haben).
Auf meinen Kräuterwanderungen sind die Teilnehmer immer wieder erstaunt, wenn ich erzähle, dass Vogelbeeren essbar sind und köstlich obendrein. Allerdings sollten die Beeren gekocht werden. Roh verzehrt enthalten sie Parasorbinsäure und können Erbrechen, Übelkeit und Durchfall hervorrufen (ähnlich wie die rohe Holunderbeere). Außerdem schmeckt die Wildsorte der Vogelbeere, roh genossen, extrem bitter und sauer. Die Kulturform hingegen ist eher sauer und weniger bis nicht bitter. Durch die ersten Fröste verlieren die Beeren weitgehend ihren bitteren Geschmack und die Parasorbinsäure wird abgebaut. In der Volksmedizin kennt man die rohen Vogelbeeren als Abführmittel (man aß täglich 2-3 rohe Beeren, wenn man an Verstopfungen litt.)
Die getrockneten Beeren findet man in Abführ- und Blasentees.
Sie werden auch bei Heiserkeit und Husten empfohlen. Da sie schleimlösend wirken, können sie den Schleim von den Stimmbändern lösen.
Auch der Vogelbeerenbrei aus den gekochten Beeren wirkt hilfreich bei Husten, Heiserkeit und Bronchitis. Außerdem enthalten die Beeren sehr viel Vitamin C (100mg pro 100g und übersteigen den VitaminC Gehalt von Zitrone damit um ein mehrfaches). Zusätzlich enthält die Vogelbeere Provitamin A, Sorbin- und Apfelsäure, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Pektin und Zucker.
Auf Grund ihrer wertvollen Inhaltsstoffe steigert sie unsere Abwehrkräfte, ist hilfreich bei Infekten, wirkt harntreibend, blutreinigend,?? magenwirksam und wurden früher bei Gicht und rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Die Bitterstoffe helfen der Galle und sind für die Stoffwechselvorgänge im Körper hilfreich. Außerdem haben die Beeren viel Vitalkraft und sind kleine Lichtbringer in der dunklen Jahreszeit.
Menschen, die unter einem zu hohen Augendruck leiden, wird eine Vogelbeerentinktur, ein Ansatz aus Obstler und Vogelbeere, empfohlen (siehe Eva Aschenbrenner
„Die Kräuterapotheke Gottes“). Wie Tinkturen hergestellt werden, erfahren Sie auch in meinem kleinen Wildkräuterratgeber „Wildkräuter sammeln, haltbar machen und verwenden“. Bestellung siehe Internetseite.
Außerdem können im Frühjahr die leicht harntreibenden und magenwirksamen Blätter und Blüten gesammelt werden. Ich gebe sie mit einigen getrockneten Beeren zu meinen Haustee hinzu.
Diesen Monat in "Rezepte aus der Wildkräuterküche":
Leider ist die Nutzung der Vogelbeere lange Zeit etwas in Vergessenheit geraten. Heute erfährt sie jedoch eine Renaissance. Die rote Beere war früher aus den Küchen der Landbevölkerung nicht wegzudenken. Der Vogelbeerbaum genoss als „Quickbaum“ als Lebenskraftspender ein hohes Ansehen bei der Landbevölkerung. Viele Riten, Bräuche und Mythologisches winden sich um diesen Baum.
Aus den Beeren wurde Schnaps gebrannt, schmackhaftes und heilsames Mus hergestellt sowie Konfitüren, Marmeladen und Saucen. Die Beeren wurden als Kompott gegessen, getrocknet, als Kaffeeersatz verwendet oder zu Mehl verarbeitet.
Um die Beeren verarbeiten zu können, wartet man klassischer Weise die ersten Fröste ab.
Da aber unsere Vögel (allen voran die Drosseln) manchmal scharenweise über die Beeren herfallen und sie in kürzester Zeit aufpicken, muss man etwas erfinderisch sein, wenn man auch etwas von den gesunden Beeren haben möchte.
Ich ernte sie schon im September. Ich entferne die kleinen Stängel und Rispen. Um ihnen die Bitterstoffe weitgehend zu entziehen, lege ich sie über Nacht in eine Schüssel mit Essigwasser oder ich friere sie für einige Tage ein.
(Getrocknete Beeren bereite ich ohne den Entzug von Bitterstoffen im Dörrgerät zu).
Die aufgeführten Rezepte sind nicht nur lecker, sie sind auch sehr gesund und regen den Appetit und die Verdauung an.
Vogelbeeren-Wildpflaumenmarmelade
Vogelbeer-Aprikosenkonfekt mit feiner Bitterschokolade
Vogelbeer-Ananas-Chutney
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