Die Birke (Mai)
Liebe Pflanzenfreunde,
wer liebt ihn nicht, den Mai mit seinen betörenden Düften und der Schönheit seiner Farbvielfalt? Es ist einfach wundervoll, Bäume und Sträucher in ihrer Blütenpracht zu sehen, das frische junge Grün auf den Feldern und die mit vielen Blumen übersäten
Frühlingswiesen.
In diesem Monat entfalten die Bäume ihre Blätter und wir dürfen uns über das reichliche Angebot wohlschmeckender Blätter freuen. Viele unserer heimischen Bäume und Sträucher haben nicht nur gesunde und heilsame Früchte, sondern genauso schmackhafte und heilkräftige Blätter. Für unsere Natur- und Wildkräuterküche verwenden wir die ganz zarten Blätter von z.B. Buche, Esche, Linde und Birke.
Die Birke ist ein wahrer Menschenfreund und begleitet die Menschheit mit ihren Gaben schon seit tausenden von Jahren. Für Heilzwecke und für die Naturküche verwenden wir
Blätter: von Anfang April bis Juni
Saft: im Frühling, bevor die Blätter herauskommen
Rinde: von April bis September
Knospen: im Frühling
Die Birke gehört zu den Birkengewächsen. Es gibt viele verschieden Birkensorten, z.B. Moorbirke, Hängebirke oder Weißbirke.
Dieser lichtvolle Laubbaum wird, je nach Sorte, 20 bis 40 m hoch.
Sein Stamm ist meist weiß-silbrig mit schwarz-grauer, rissiger Borke. Ältere Bäume haben manchmal eine sehr dunkle Rinde. Der weiße Bast der Birke kann in Querstreifen abgezogen werden. Die Blätter sind dreieckig bis rautenförmig. Im Gegensatz zur glänzenden sattgrünen Oberfläche ist die Unterseite der Blätter graugrün und etwas behaart. Die Zweige sind biegsam und geschmeidig und hängen oft herab. Die Birke blüht im April bis Mai. Die kleinen grüne Kätzchenblüten (weiblich) und die walzenförmigen bräunlichgelben Kätzchen (männlich) blühen zeitgleich. Die Birkenfrüchte sind kleine „geflügelte“ Nüsschen.
Der Birke begegnen wir vor allem in Parkanlagen, Gärten, lichten Laubwäldern, Wohnsiedlungen, Brachland, Alleen und Böschungen.
Eigentlich ist die Birke bestens bekannt. Doch wird sie immer wieder mit der Espe verwechselt. Wer genau hinsieht, kann die Unterschiede aber recht gut erkennen. Die Espe hat nicht den charakteristischen Stamm der Birke und auch die Blätter sind etwas unterschiedlich.
Die Birke gehörte zu den verehrungswürdigen Götterbäumen der Kelten und Germanen.
Sie kündet vom Frühling, vom Licht und dem Wiedererwachen der Natur. Sie ist der Baum des Neubeginns. Ein neuer Vegetationszyklus beginnt, ein neues Leben erwacht. Es ist der Baum der lichtvollen Frühlingsgöttin Birgit, Brigitt oder Ostara…
So lagen die Neugeborenen in Wiegen aus Birkenholz, um den Segen der lichtvollen Göttin zu erhalten. Auch das Osterfest, die Bräuche um die Walpurgisnacht und dem 1. Mai sind eng mit der Birke verbunden. Wir kennen alle den schön geschmückten Maibaum, der bei den Kelten und Germanen das göttliche Paar symbolisierte, die schöne Frühlingsgöttin mit ihrem Gemahl. In manchen Gegenden werden zu Ostern oder zum 1. Mai die Frauen und jungen Mädchen mit Birkenreisig oder auch mit Haselnussrute gequickt, das heißt „geschlagen“.
Als ich diesen Brauch das erste Mal erlebte, war ich ziemlich irritiert. Bis ich erklärt bekam, dass die Männer die Frauen nicht schlugen, sondern durch das Berühren mit Birken- oder Haselnussreisig den Segen der Frühlingsgöttin erbaten, Fruchtbarkeit für die Frau und Gesundheit und Glück für die ganze Familie. Der Ursprung dieses Frühlingstreibens liegt bei den Kelten und Germanen. Das Quicken gehörte zu den vielen rituellen Segnungen durch die Götterwelt und die Welt der Ahnen.
Die Birke ist ein Pionierbaum. Sie wächst recht schnell und erobert Brachland, Geröllhalden und manchmal auch Hausdächer und Dachrinnen. Zwar benötigt sie viel Wasser, ähnlich wie die Esche, doch ansonsten ist sie ein anspruchsloser Baum. Ihr Holz wurde und wird teilweise auch noch heute zur Herstellung von Holzlöffeln, Holzschüsseln und Brettchen verwendet. Mit der Rinde deckten unsere Vorfahren ihre Hütten ab und Birkenbastschuhe sind auch noch heute ein beliebtes russisches Souvenir.
Die Birke ist wirklich eine Lichtbringerin. Ihr weiß-silberner Stamm mit den geschmeidigen, biegsamen Zweigen und dem zarten Frühlingslaub leuchtet mit als erster aus dem sonst noch kahlen Wald. Die kleinen Kätzchen oder wie wir als Kinder sagten „Würmchen“, wurden von uns als solche zum Erschrecken der Nachbarkinder verwendet oder kam in unsere Puppensuppe, die aus Gras, Blüten und Birkenkätzchen bestand. Später „bemalten“ wir uns mit dem Blütenstaub. Kein Wunder, dass die Birke mit ihrer schlanken, biegsamen und lichten Gestalt in Sagen und Märchen gern mit einem schönen, jungen Mädchen verglichen wird und die junge Frühlingsgöttin verkörpert. Dieses Lichtvolle, Heitere und Zugewandte teilt die Birke gern mit uns. Für mich ist sie tatsächlich ein Baum des Neubeginns.
Sie strahlt für mich auch die Kraft, den Mut, die Ausdauer und die Zuversicht aus, die wir für Neues benötigen. Sinnbildlich nimmt sie uns freundlich „an die Hand“. Nach dem Motto „Komm, mach deine Erfahrungen und vertraue!“
So wohltuend die Birke für die Psyche ist, so wohltuend ist sie auch für unseren Körper.
Die Birke ist wirklich ein sehr kostbarer Heilbaum.
Nach den langen Wintermonaten verwöhnen uns ihre zarten, jungen Blätter und Knospen nicht nur mit einem feinen Geschmack, sie haben viele wertvolle Inhaltsstoffe, wie z.B. Mineralsalze und Spurenelemente (Kalzium, Kalium, Eisen, Magnesium, Jod, Phosphor, Natron). All diese Stoffe sind für Zellbildung, Zellkommunikation und Zellaufbau, für die Sauerstoffaufnahme im Blut, für die Aufnahme von Vitaminen und für einen gesunden Stoffwechsel (z.B. für die Enzymbildung ) notwendig. Außerdem haben Birkenblätter viele pflanzeneigene Inhaltsstoffe, wie z.B. ätherische Öle, Saponine, Flavonoide und Gerbstoffe. Dadurch wirken sie entzündungshemmend, antibakteriell, entgiftend und unterstützen einen gesunden Stoffwechsel. Auch Vitamin C ist in den Blättern enthalten.
So werden frische Birkenblätter entweder roh gegessen, in der Naturküche verarbeitet oder aber als Tee aufgebrüht. Birkentee aus den Blättern und Knospen wirkt schweißtreibend, sehr entwässernd, stuhlgangfördernd, stärkt die Galle, Leber und die Nieren, schwemmt Ablagerungen aus den Gelenken (altes Gicht- und Rheumamittel), verdünnt und reinigt das Blut, klärt die Haut und lässt das Haar glänzen. Der frische Blätterbrei kann auf schmerzende Gelenke gegeben werden. Auch Dampfbäder mit Birkenblättersud für eine schöne Gesichtshaut sind bekannt. In Russland ist das Saunieren eher ein unterhaltsames, fröhliches Beisammensein, bei dem es recht lebhaft zugeht. Nach dem Saunaaufguss schlägt man sich mit frischem Birkengrün. In der heißen Sauna entfalten sich die ätherischen Öle der Blätter besonders gut und das „Schlagen“ mit den Zweigen bringt den Kreislauf in Schwung. Hinterher ist die Haut wirklich angenehm zart und weich.
Eine interessante Möglichkeit, etwas gegen die Gicht zu tun, habe ich in Mecklenburg kennen gelernt. Dort stopfen die alten Leute gegen das „Reißen“ frische Birkenblätter in einen Jutesack und steigen hinein. Dann schwitzen sie mindesten eine halbe Stunde im Sack, nehmen ein Birkenblättersudbad und legen sich dann zur Ruhe. Manche ganz „harten Kerle“ bevorzugen aber lieber das „Peitschen“ mit Brennnesselruten. Das ist allerdings nur für Menschen mit einem starken Naturell.
Birkenwasser ist vor allem als Haarwasser bekannt. Aber man kann es auch innerlich einnehmen. 2 - 3 EL pro Tag sind ein gutes Nierentonikum. Es wird bei Gicht und Rheuma genauso verabreicht wie bei Harnwegserkrankungen oder Erkrankungen der Blase und Nieren.
Ich selber sträube mich dagegen, Birkenwasser aus dem Baum zu zapfen. Wer es nicht kann, verletzt den Baum und dieser blutet aus. Ich empfehle Ihnen, Birkenwasser in der Apotheke zu kaufen.
Wer schon einmal einen verletzen Birkenbaum gesehen hat, weiß, wie viele Liter Wasser er am Tag verliert. Mindestens 3 Liter sind es bestimmt.
Aus der Abkochung der Rinde wurde früher ein Sud hergestellt der kreislaufanregend wirkte und auch gegen Fußschweiß verwendet wurde.
Außerdem wurde in Notzeiten die weiche, grüne Rinde unter der Oberrinde gekocht und gegessen. In einem Pfandfinderbuch habe ich gelesen, dass sie im Camp als eine Art „Spagettiersatz“ diente. Ich habe dies allerdings noch nicht ausprobiert.
Junge Birkenblätter in der Naturküche:
Birkenblätter für die Naturküche bitte ganz jung pflücken. Sie nehmen sehr schnell an Bitterstoffen zu. Sollten Sie Birkenblätter zu Heilzwecken sammeln, können Sie auch die etwas älteren Blätter verwenden. Es ist ratsam, die Blätter bei sonnigem, trockenen Wetter zu sammeln, am besten in den späten Morgenstunden, da in dieser Zeit der Gehalt an ätherischen Ölen besonders hoch ist.
Birkenblätter schmecken pur ausgezeichnet. Sie können jeden Wildkräutersalat veredeln, schmecken genauso gut auf dem Butterbrot wie im Kräuterquark. Außerdem kann man eine wundervolle grüne Soße aus jungen Blättern herstellen sowie Gemüsebeilagen.
Die Rezepte finden Sie hier:
Birkenkrokant
„Grüne Soße“ einmal ganz anders
Birkengrünsüppchen mit Flädle
Birkenblättertee
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