Die Vogelmiere - Sonnenkraft im Januar (Januar)
Liebe Pflanzenfreunde,
ich wünsche Euch allen von ganzem Herzen ein glückliches, unbeschwertes und gesundes Jahr 2014.
Auch in diesem Jahr möchte ich Euch einige unserer kostbaren Wildpflanzen vorstellen.
Viele dieser Pflanzen sind eigentlich bestens bekannt und doch kennen wir sie manchmal nur als lästiges Unkraut:
Die Vogelmiere - Sonnenkraft im Januar
Die große Stille eines Winterwaldes ist berührend schön. Eine weiße Decke liegt wie von sanfter Hand über den Waldwegen. Bäume und Sträucher tragen weiße Häubchen und die Klettstängel vom Vorjahr eisige Bärte, die in der Sonne glitzern. Erst nachts hat es geschneit und die Schneedecke ist weiß und gänzlich unberührt. Nur ein leiser Wind spielt mit dem Pulverschnee, der glitzernd von den Bäumen rieselt.
Diese unberührte Winterlandschaft liebe ich besonders. Die tiefe Ruhe und Weite erzeugt in mir Ehrfurcht und Staunen, weitet mein Herz und lässt mich das unsagbar Große und Geheimnisvolle erahnen, welches sich in der Großartigkeit der Natur spiegelt.
Auch wenn die Natur noch träumt, die langen dunklen Nächte, der tiefste Schlaf der Natur sind vorüber. Im Schoß von Mutter Erde erwacht zaghaft neues Leben.
Der Januar ist ein besonderer Monat. Die Schwere und Starre der dunklen Tage sind aufgelöst und weichen einem frischen Durchatmen.
Obwohl der Winter sich von seiner wundervollsten Seite zeigt, mit Fortschreiten der Tage steigt doch die Sehnsucht nach frischem Grün in uns auf. Der Körper sehnt sich nach Sonnenlicht, Vitamine und den ersten jungen Kräutern.
Ab Februar haben wir schon das Glück, Huflattich und erste Brennnesselspitzen zu ernten. Doch auch im Januar müssen wir nicht auf gesundes Grün verzichten.
Wenn die Fröste nicht zu arg zwicken, wächst ein zarter „Kraftprotz“ unbeirrt von Kälte und Eis unter der Schneedecke weiter. Es ist die Vogelmiere. Eines unserer ältesten Heilkräuter. Selbst die Menschen der Steinzeit aßen schon die vitamin- und mineralreiche Vogelmiere
(man fand ihre Samen in alten Steinzeitgräbern).
Obwohl die Vogelmiere Eis und Schnee trotzt und die letzte Eiszeit überdauert hat, ist sie doch von zarter Gestalt. Das einjährige Kraut bildet 3 - 30 cm lange, am Boden kriechende Stängel mit kleinen eiförmigen Blättern aus. Die Blüten des Nelkengewächses sind weiß und recht klein. Sie haben fünf grüne Kelchblätter und fünf weiße Kronenblätter.
Vogelmiere wächst fast auf der ganzen Welt und breitet sich bei uns vor allem auf Brachland aus, bildet auf den Wiesen kleine „Teppiche“, wächst an Wegrändern und ist meist als erste zur Stelle, wenn wir im Garten die Beete umgegraben haben. Die Eigenschaft, Brachland als erste zu besiedeln, hat ihr auch den Namen „Pflaster von Mutter Erde“ eingebracht.
Ein „Pflaster“ für Mutter Erde ist sie tatsächlich. Jedes offene Stückchen Erde bedeckt sie in einer ernormen Geschwindigkeit und Intensität. Deshalb wird sie auch von den Gärtnern oft als Unkraut missverstanden. Aber die enorme Lebenskraft der schmackhaften Pflanze (eine einzige Pflanze bildet pro Jahr rund 20.000 Samen aus) und ihr Überlebenswille (ihr Samen überdauert bis zu 60 Jahre in der Erde) kann uns auch viel Gutes schenken.
Die Vogelmiere ist reich an wertvollen Inhaltsstoffen. So hat sie z.B. viel Vitamin C und A, wichtige Mineralien und Spurenelemente wie Zink, Kupfer, Kieselsäure, Magnesium, Phosphor, ist reich an pflanzlichen Eiweißen, Flavonoiden, Kumarin und Saponin. Das in ihr enthaltene Aucubin wirkt nicht nur pilz- und keimhemmend, es stärkt auch unsere Abwehrkräfte ( Aucubin, aus der Gruppe der Glykoside, finden wir z.B. auch im Spitzwegerich, Königskerze, Augentrost und im Ehrenpreis).
Die Vogelmiere hat viele Namen. Manche kennen die Vogelmiere unter dem Namen Hühnerdarm oder Hühnerabbiss. Denn Hühner und auch andere Vögel essen Vogelmiere sehr gern. Früher gab man Hühnern das Kraut regelmäßig zu fressen, damit die Farbe des Eigelbs leuchtender wurde. Aber auch unsere Ziervögel wie Papagei, Wellensittich und Kanarienvögel lieben Vogelmiere. Vogelmiere stärkt ihre Vitalkräfte und lässt ihr Gefieder glänzen.
Die Vogelmiere ist wie auch z.B. die Wegwarte, das Gänseblümchen und die Calendula eine „Wetter anzeigende“ Pflanze und richtet sich nach der Sonne aus. Um 9.00 Uhr morgens öffnet sie ihre zarte Blüte. Aber nur bei schönem Wetter. Ist und bleibt es trüb und nass, lässt sie ihre Blüte geschlossen. So kann man schon am Morgen mit einiger Bestimmtheit sagen, wie sich das Wetter im Tagesverlauf entwickeln wird. Doch vor allem ist die Vogelmiere für uns ein wunderbares Heilkraut, das dem gesamten Organismus zu Gute kommt.
Weiterhin gehört sie wie Brennnessel und Giersch zu den beliebtesten Kräutern in der Wildkräuterküche und es gibt sehr viele schmackhafte und unkomplizierte Rezepte.
In der Naturmedizin wird Vogelmiere vor allem als Frischsaft, Tinktur, als Salbe, Tee oder als homöopathisches Mittel verwendet.
Innerlich angewendet wirkt die Vogelmiere schleimlösend und wird zur Heilung bei entzündeten Atemwegen eingesetzt. Pfarrer Kneipp „entdeckte“ die Vogelmiere als wirksames Lungenheilmittel (z.B. bei Tuberkulose und Asthma).
Die Vogelmiere ist für unseren gesamten Stoffwechsel hilfreich, wirkt verdauungsfördernd, stärkt die Leber und bringt die Fettverbrennung in Schwung. Deshalb werden Vogelmierentinktur und -tee auch unterstützend zur Gewichtsreduzierung angewandt.
Gerade in unserer heutigen Zeit kann uns die Vogelmiere sehr gute Dienste leisten. Wie auch Nelkwurz, Löwenzahn und Gundelrebe unterstützt uns die Vogelmiere, schädliche Umweltgifte, auch Schwermetalle wie Amalgam, auszuscheiden. Die Vogelmiere schafft das auf eine ganz sanfte, „zärtliche“ Art, ohne belastende Nebenwirkungen
(siehe auch Karl Lutschitsch in „Sonnhell- Seelizin, Licht als Überlebensmittel“).
Vogelmieretinktur wirkt stärkend auf das Immunsystem und kann den Genesungsprozess nach grippalen Infekten sehr gut unterstützen. Ich benutze die Vogelmieretinktur sehr gern bei Schnupfen und wenn ich mich ein bisschen „grippig“ fühle. Gepaart mit einigen ausgedehnten Spaziergängen an der frischen Luft ist der Schnupfen und das Unwohlsein schnell wieder vorbei.
Äußerlich findet Vogelmiere vor allem bei verschiedenen Hautproblemen Verwendung.
In der Volksmedizin kennt man eine Salbe, die Hämorrhoiden lindert und bei Geschwüren, Quetschungen und trockenen Hautausschlägen eingesetzt wird. Bäder und Umschläge mit Vogelmieresud verbessern das Hautbild und lassen Furunkel und entzündete Pickel schneller abheilen.
In der Homöopathie wird Vogelmiere bei Rheuma und Gicht eingesetzt.
Diesen Monat in "Rezepte aus der Wildkräuterküche":
Vogelmiere hat einen unverkennbaren erdigen Geschmack. Wer ihn mag, kann aus Vogelmiere die verschiedensten gesunden Gerichte zaubern. Am besten verwendet man das junge, frische Kraut. Am liebsten esse ich die Vogelmiere ganz frisch von der Wiese oder verarbeite sie sofort.
Da die Vogelmiere sehr anspruchslos ist, finden wir sie buchstäblich vor unserer Haustür. Vogelmiere braucht etwas Schatten und Feuchte, dann wächst sie prächtig und begleitet uns das ganze Jahr hindurch.
Am einfachsten ist es, die Vogelmiere grob zu hacken und auf das Butterbrot, in den Quark oder Frischkäse zu geben. Auch als Füllung von harten Eiern oder als Beigabe zu Kartoffel- oder Blattsalaten eignet sich Vogelmiere sehr gut.
Vogelmiere sollte nicht gekocht werden. Sie verliert sonst an Geschmack und wertvollen Inhaltsstoffen. Trotzdem können wir ein feines Vogelmieresüppchen kochen:
Vogelmieresüppchen mit gebratenen Kohlrabispalten, vegan
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